„Digital ist nur ein Weg – unser Ziel ist, die Demokratie zu bereichern.”

demokratie.io feiert den Start der Innovationsförderung im Einstein Center Digital Future, Berlin

„Dass man im Jahr 2017 in Deutschland digitale Demokratieförderung noch als Innovation betiteln muss, ist schon erstaunlich.“ wundert sich Anja Adler, Jurorin und Eröffnungsmoderatorin des Auftaktevents von demokratie.io. Punktlandung! Deshalb sind wir mit demokratie.io angetreten, digitale Demokratieförderung in Deutschland bis in den letzten Winkel zu etablieren – wo es Sinn macht.  

Für mehr digitale Demokratie!

Rund 50 Demokratiebegeisterte wollten am 6.12. im Einstein Center Digital Future wissen, wie das geht. Zum Aufwärmen ermuntert Ina Zukrigl-Schief, ebenfalls Moderatorin des heutigen Tages die TeilnehmerInnen, sich mit einer Runde „Appreciative Interviews“ kennenzulernen. „Was war ein Moment, in dem Du in Deinem Leben für Deine Überzeugung ein Risiko eingegangen bist – und was fühltest Du dabei?“

Perspektivwechsel und Bauchgefühl, Mut, sich ins Unbekannte zu stürzen, Gerechtigkeit und für andere einstehen, Verantwortung übernehmen und Dinge anpacken: Die Retrospektive teaserte beinahe zufällig die nächste Session der Veranstaltung an. Denn das Auftaktevent kürte nun fünf Gewinnerprojekte, die die Jury aus über 50 Einreichungen und 32 Finalisten ausgesucht hat.

                                   

Doch davor fragte Thomas Heppener, Förderpartner vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): “Wie gestalten wir Vielfalt und fördern die digitale Demokratie?” In seiner Antwort plädierte er u. a. dafür, den Blick aus der Filterblase auch auf die Projekte zu richten, die nicht so im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. „Digitale Demokratieförderung hilft der Zivilgesellschaft, die politische Gestaltungsmacht an ihre Bürger mit Hilfe digitaler Methoden zurückzuholen.“ fasste Dr. Thomas Leppert, stellv. Bereichsleiter “Zivilgesellschaft” bei der Robert Bosch Stiftung, ebenfalls Förderpartner von demokratie.io, die Aufgabe von digitaler Demokratie zusammen.

Katja Jäger, Dr. Thomas Leppert, Thomas Heppener

“Wir vom betterplace lab möchten mit demokratie.io beobachten und verstehen, wie Digitalisierung und Demokratie in der Praxis zusammenkommen. Außerdem wollen wir mit dem Projekt eine Brücke ins etablierte Feld schlagen – ob zu Politik, Verwaltung oder zu großen analogen Wohltätigkeitsorganisationen” erklärt Katja Jäger, Projektleiterin von demokratie.io die Mission. Peer-Learning, Transparenz und Wirkung – die Gewinner lernen nicht nur voneinander, sondern bloggen zukünftig auch selbst über ihren Projektverlauf. Und damit waren die Gewinner am Zug, ihre Projektideen für mehr digitale Demokratie vorzustellen.

FragDenStaat, ein Projekt der Open Knowledge Foundation Deutschland e.V., ist eines der Gewinner der ersten Förderrunde. „FragDenStaat für NGOs“ möchte Anfragen der BürgerInnen an Behörden, als auch die Antworten der Behörden transparent dokumentieren. Mit dem Preisgeld soll NGOs geholfen werden, einfache Anfragen- und Kampagnenwidgets in ihre Seite einzubinden, um Hunderte von vorformulierten Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz an Behörden zu stellen, um dann an den Daten kollaborativ zu arbeiten. 

Aula – Schule Gemeinsam gestalten, ein Projekt von politik-digital e.V., gewinnt ebenfalls die erste Förderrunde. Mit der Aula App soll Schülerinnen und Schülern aktive Mitbestimmung im Schulalltag ermöglicht werden.Schule darf kein hierarchisches System mit Frontal- und Fachunterricht sein, sie soll vielmehr Schüler auf dem Weg zu demokratischen und mündigen Bürgern unterstützen!” fordert Alexa von Aula. Und dafür gibt’s 20.000€ von uns.

Un/Sichtbares Jena von Witelo e.V.gewinnt für ihre Open Data Mängelmelder App die erste Förderrunde. NutzerInnen sollen in die Entwicklung der Mängelmelder App für Jena miteinbezogen werden, um so Wünsche und Probleme unterschiedlichster sozialer Gruppen digital zu erfassen. Über die App sollen Probleme in Jena einfach und effizient den Behörden gemeldet werden können. Für den partizipativen Ansatz bekommen sie unsere Förderung.

Parlamentarische Abstimmung in Echtzeit: die Democracy App

Democracy Deutschland e.V. möchte mit der Democracy App die Abstimmung im Bundestag in Echtzeit zeigen und dadurch für mehr Partizipation und Mitbestimmung, Offenheit und Transparenz sorgen. „In der Democracy App sollen die Abstimmungsfragen des Bundestages digital für jede/n BürgerIn freigegeben werden. Außerdem soll jede/r Interessierte an den Abstimmungen crowdmoderiert mitdiskutieren dürfen.“ sagt Marius, einer der Gründer hinter Democracy Deutschland, und nimmt damit 20.000€ nach Haus.

European Alternatives e.V. präsentiert DIGI.DEM.CITIES

DIGI.DEM.CITIES – Mapping Cities of Change” plant eine interaktive online-Plattform zur europaweiten Vernetzung von Städten und ihren Akteuren, die mit Projekten digitaler und partizipativer Demokratie experimentieren. Damit möchte Gewinnerprojekt von European Alternatives Berlin e.V. innovative demokratische Initiativen für die Öffentlichkeit sichtbar machen und eine partizipative Plattform zu entwickeln, auf der sich Akteure über Erfahrungen austauschen und Prozess-Ideen miteinander teilen können

 

Nachmittags wurde im Open Space weiter diskutiert zu Themen, die seitens der Gewinnerprojekte, aber auch von anderen TeilnehmerInnen eingebracht wurden. Vom Austausch zu Projektideen bis zur Erschaffung neuer Utopien und Formate für mehr digitale Teilhabe und digitale Demokratieförderung war alles dabei.

Am Schluss der Fisch: Gemeinsam suchten die TeilnehmerInnen in der guten alten Fishbowl Antworten auf Fragen wie: Die Digitale Demokratie verbindet zwei Welten, doch wo hakt es in der Praxis? Was braucht es, um beide Welten besser zu verbinden? Et voilá, ein paar prägnante Zitate:

 

Nicht nur Innovationsprojekte, sondern auch Realisierungsprojekte fördern und so den Spagat zwischen Innovation und Umsetzung schaffen.”

„Innovation ist erstmal edgy and cool, aber deshalb ist es noch nicht wirksam per se, und nur weil etwas innovativ ist, ist es noch nicht gleich gut. Genau das gleiche mit digital- analog: digital ist super, analog wollen wir nicht – diese Dualität gilt es aufzuheben.“

Digital ist nur ein Weg, die Demokratie zu bereichern.Unser Ziel ist, die Demokratie zu bereichern.

Warum braucht es einen Wettbewerb? Solche Community Events wären doch viel fruchtbarer, wenn Initiativen Raum haben, sich auszutauschen, und voneinander zu lernen und Synergien zu schaffen.”

Die meisten Kooperationen scheitern, weil man fremde Stärken nicht zulassen kann.”

Wir sollten miteinander ein Ziel verfolgen, nicht nur jeder in seinem Silo. Man kann doch untereinander kooperieren, statt sich gegenseitig das Wasser abzugraben. Wenn wir das auf das nächste Level bringen wollen, müssen wir bei uns Persönlichkeitsentwicklung betreiben und da jeden Tag daran arbeiten. “

„Persönlichkeitsentwicklung und Veränderung muss im Innen und im Außen passieren! Und nicht nur im NGO Sektor, sondern überall, auch in der Wirtschaft.”

„Mit demokratie.io und dem Veranstaltungsformat habt ihr dazu beigetragen,” sagt eine Teilnehmerin, “Wir begegnen uns als Menschen und nicht zu sehr als Institution. Leute werden inspiriert und reden miteinander und sind nicht nur in einer Floskelwolke.”

 

Und was bleibt vom Event?

 

Danke, und bis zum nächsten Mal!