Connecting the dots, oder: wie alles zusammenhängt

In den letzten Wochen haben wir im Projekt „abgeordnetenwatch.de goes Video“ neben der technischen Umsetzung viel darüber gesprochen, wie wir die einzelnen Komponenten und Abläufe zusammenführen können.

Dies ist einerseits für die erfolgreiche Durchführung des Projekts wichtig. Indem wir uns darüber Gedanken machen, wie die konkreten Arbeitsschritte, Entwicklungen und Schnittstellen untereinander zusammenhängen, können wir Schwachstellen im Konzept oder Denkfehler frühzeitig identifizieren und beheben bzw. vermeiden. Darüber hinaus hilft es uns, verschiedene Szenarien durchzuspielen, wie zum Beispiel „Was passiert wenn der Bundestag an Schnittstelle X Änderungen vornimmt?“ oder „Was bedeutet es für uns, wenn Schnittstelle X gänzlich abgeschaltet wird und wir nicht mehr an die Daten kommen?“.

Andererseits ist die konkrete Konzeption und Darstellung der Abläufe eine sehr gute Grundlage, um sich Gedanken über die Weiterführung des Projekts zu machen. Im Rahmen der https://demokratie.io Förderung konzentrieren wir uns auf die Umsetzung des Video-Players, die Darstellung der Zusatzinformationen (Drucksachen etc.) und die Möglichkeit, aus den Videos heraus Fragen an Abgeordnete zu stellen. Unser Ziel war es jedoch von Anfang an, die im Rahmen des Projekts entstehenden Komponenten allgemein verwendbar zu gestalten, um sie im Nachhinein in anderen Kontexten (andere Länder-Parlamente, EU-Parlament) weiterentwickeln zu können. Es existiert sowohl auf europäischer als auch auf internationaler Ebene bereits eine Vielzahl an Projekten, welche mit den Daten aus Parlamentsprotokollen arbeiten (bspw. http://search.politicalmashup.nl/ oder http://linkedpolitics.ops.few.vu.nl/web/html/home.html). Der Deutsche Bundestag war aufgrund fehlender Open Data Schnittstellen bisher nicht Teil solcher Vorhaben. Durch unser Projekt könnten wir den Grundstein für eine Standardisierung der Vorgänge im Bundestag in Form offener, allgemein verwendbarer und verknüpfbarer Daten legen (Stichwort Linked Open Data). Da wir die Plenarprotokolle ohnehin im Detail analysieren und für unsere Zwecke optimieren müssen, liegt es nahe, dies ab einem gewissen Punkt auch in einem standardisierten Format zu tun.

Solch ein Projekt wäre jedoch nur in einem größeren Konsortium möglich. Deshalb möchten wir uns früh mit „gleichgesinnten Projekten“ austauschen und auch in unserer konkreten Umsetzung bereits die Verknüpfung mit anderen Projekten, Services und bestehenden Infrastrukturen mitdenken. Über das Parliamentwatch Network können wir bereits jetzt mit Partnern in Verbindung treten, welche Interesse haben, unseren Ansatz in ihren jeweiligen Ländern auszuprobieren.

Natürlich wäre es grundsätzlich wünschenswert, solch ein Vorhaben in direkter Zusammenarbeit mit den Parlamenten – in unserem Fall mit dem Deutschen Bundestag – umzusetzen. Allerdings zeigt die Vergangenheit, dass eine Veränderung der Abläufe und eine Anpassung an internationale technische Standards innerhalb der Verwaltungen viel Zeit und permanente Überzeugungsarbeit braucht. Zudem ist es aus zivilgesellschaftlicher Perspektive riskant, die Verfügbarkeit der Daten und die Weiterentwicklung der Formate von aktuellen politischen und personellen Zusammensetzungen abhängig zu machen. Viel interessanter ist deshalb die Frage, ob und wenn ja wie man Wege finden kann, die Ergebnisse unseres Projekts ganz oder teilweise wieder in die bestehenden parlamentarischen Verwaltungsstrukturen zu tragen. Beispielsweise könnte in unserem Workflow eine Möglichkeit mitgedacht werden, Fehler und Korrekturen in den Protokollen an den Bundestag zu melden und so zur schrittweisen Verbesserung der Daten beizutragen. Auch die „Timestamps“, welche wir für die interaktiven Transkripte aus den Audiodateien und den Protokollen generieren, könnten vom Bundestag verwendet werden, um die Inhalte des Parlamentsfernsehens besser zugänglich zu machen, insbesondere für gehörlose Menschen.

Wir werden unseren Workflow in den nächsten Wochen und Monaten laufend anpassen und weiterentwickeln, insbesondere auch im Hinblick auf die Weiterführung des Projekts. Mit dem bestehenden Entwurf haben wir jedoch schon einmal eine solide Grundlage für die weitere Planung und Umsetzung von „abgeordnetenwatch.de goes Video“.